Exotismus bezeichnet unterschiedliche Haltungen gegenüber fremden Kulturen. Als ambivalenter Begriff vereint er widersprüchliche Positionen, die neben sachlicher Aufmerksamkeit, Faszination, ethnografischem Interesse, Eskapismus und Zivilisationskritik auch negative Stereotypisierung, Rassismus und Sexismus umfassen. Aufgrund seiner engen Verwobenheit mit der Kolonialgeschichte handelt es sich um eine eurozentrische Perspektive, der häufig unkritisch begegnet wird.
In der abendländischen Kunst und Architektur fungiert Exotismus als Hyperonym für Strömungen, die durch eine Übernahme und Verwertung von fremdländischen und insbesondere außereuropäischen Elementen charakterisierbar sind. Die große Bandbreite an Imaginationen, Projektionen und Aneignungsformen sowie deren visuelle Manifestationen in der Kunst stehen im Zentrum der Vortragsreihe.
Es geht um folgende Fragestellungen: Welche kunst- und kulturwissenschaftlichen Analysespektren lassen sich anhand konkreter Werkbeispiele diskutieren? Auf welche Weise werden fremde Kulturen repräsentiert und Differenzkonstruktionen erfahrbar gemacht? Ist der Begriff Exotismus ausschließlich negativ konnotiert? In Anbetracht der außereuropäischen Perspektiven auf Europa und der damit einhergehenden Bildproduktionen stellt sich auch die Frage, ob Exotismus ausschließlich eurozentrisch bestimmte Blickrichtungen auf das „Fremde“ beschreibt, oder ob der Begriff auch in globalen Kontexten Verwendung finden kann.
- Trainer/in: Julia Allerstorfer-Hertel